Beitrag für das P.S. vom 7. November:
Unlängst startete mit grossem Erfolg die zweite Staffel der Dokusoap „Das Mörgeligrauen an der Universität Zürich“. Die Affäre Mörgeli beschäftigt die Öffentlichkeit und Politik nun schon seit mehr als einem Jahr, und es scheint, als komme die Uni nicht mehr zur Ruhe.
Sind wir ehrlich: Manch eineR wird sich zunächst einmal mit etwas Schadenfreude ins Fäustchen gelacht haben. Etwas Unruhe ist gelegentlich ganz unterhaltsam, insbesondere wenn es andere trifft. Aber die Universität ist nicht dazu da, politischen Voyeurismus zu befriedigen, und irgendwann sollte eine solche Krise auch wieder überwunden sein.
Doch leider erweist sich das Krisenmanagement der UZH nicht nur in dieser Angelegenheit als nicht sehr überzeugend. Aus einer kleinen politischen Posse wurde mittlerweile ein ausgewachsener Reputationsschaden auf dem internationalen akademischen Parkett, und es zeichnet sich ab, dass das Thema damit noch lange nicht abgeschlossen ist. Sowohl bei der ersten als auch der zweiten Staffel scheint es als kommuniziere die Universität immer wieder aufgrund öffentlichen Drucks und erst nachdem die Strategie „Abwarten“ nicht das gewünschte Ergebnis erbracht hat.
Die Freiheit von Lehre und Forschung bedeutet leider noch lange nicht die Freiheit von politischen Einflüssen und sollte auf keinen Fall die Freiheit von politischem Feingefühl bedeuten. In allen Handlungen so scheint es nun hat die Universität nur auf den öffentlichen Druck reagiert, nachdem es keine andere Option mehr gab. In beiden Fällen hat das Vorgehen am Ende zu juristischen Verfahren geführt.
Doch die Unileitung wird nicht nach dem Kriterium des politischen Fingerspitzengefühls und der Führungskompetenz, sondern nach akademischen Kriterien gewählt. Die Professoren und Professorinnen wählen aus ihren Reihen einen profilierten Akademiker. In diesem der Papstwahl nicht unähnlichen Verfahren geht aber oft vergessen, dass für die Leitung einer Universität eben nicht nur akademische Fähigkeiten zählen, sondern zu einem grossen Teil auch kommunikative Kompetenzen. Auch bezüglich der Führungskompetenz scheint nicht alles im Lot, weder Qualitätsproblem, noch Personalkonflikte wurden frühzeitig erkannt und angegangen.
Diese fehlenden Führungs- und Kommunikationskompetenzen kommen die Universität Zürich nun teuer zu stehen. Die momentane öffentliche Aufmerksamkeit ist sicher nicht förderlich wenn es zum Beispiel darum geht in Berufungsverfahren profilierte AkademikerInnen anzuwerben und auch die juristischen Verfahren werden nicht kostengünstig zu erledigen sein. Noch eine weiterer Vergleich zum Pontifex ist an dieser Stelle angebracht: Wie kürzlich vom Papst bewiesen kann ein frühzeitiger Abgang oft für alle Beteiligten erlösend wirken und wenn auch einen schwachen so doch neuen Wind aufkommen lassen.