Wohlhabende Eltern pushen ihre Kinder mit Förderkursen ins Gymnasium. Auf der Strecke bleibt die Chancengerechtigkeit. Im Kanton Zürich soll die Abschaffung der Prüfung diesen Trend brechen.
«Vor den Aufnahmeprüfungen findet ein enormes Wettrüsten statt», sagt der grüne Kantonsrat Res Marti. Eltern schicken ihre Kinder in professionelle Förderkurse – ein Luxus, den sich nicht alle Familien leisten können. Reichtum und Bildungserfolg gehen Hand in Hand. Im Kanton Zürich etwa korrespondieren tiefe Steuerfüsse und hohe Gymnasialquoten: In steuergünstigen, von Reichen bevölkerten Bezirken sind die Quoten deutlich höher. So besuchen in Bezirken wie Meilen und Horgen beinahe doppelt so viele Kinder das Langzeitgymnasium wie in den Bezirken Andelfingen und Pfäffikon (das Langzeitgymnasium schliesst an die Primarschule an und dauert sechs Jahre, das Kurzzeitgymnasium folgt auf die Sekundarschule und dauert vier Jahre). Für die Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) nichts Neues. Sie schreibt der WOZ: «Bezirke mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern im Langgymnasium sind bevorzugte Wohnorte von bildungsnahen Familien.» Die Eltern dieser Schülerinnen und Schüler seien oft selbst akademisch gebildet und in entsprechenden Berufen tätig. Häufig strebten sie für ihre Kinder den Besuch einer Mittelschule an. «Das war schon immer so. Mit der Schaffung von attraktiven Alternativen wie der Berufsmaturität ist diese Ungerechtigkeit relativiert worden.»